Fällt der Name Schinderhannes, so kommt vor allem älteren Mitbürgern der Schauspieler Curd Jürgens vor Augen, der 1957 im gleichnamigen Kinofilm einen charismatischen Räuberhelden und Freiheitskämpfer im Hunsrück spielte. Doch ein solcher „Held“ war der echte Schinderhannes tatsächlich nicht, und beileibe nicht nur ein Hunsrücker. Vielmehr verbrachte er den meisten Teil seiner aktiven kriminellen Karriere rechts und links des Rheins, war genauso in Rheinhessen und Hessen unterwegs. „Bei Eich und Hamm komm‘ die Räuber zusamm‘“, hieß es schon im Bericht des Mainzer Gerichtspräsidenten Rebmann 1804. So nutzte auch Schinderhannes oft diesen Rheinübergang, wenn er schnellstmöglich und unerkannt von seinen Raubtaten von der „französischen“ Rheinseite auf die „deutsche“ wechselte, um dort möglichst unerkannt als Krämer herumzuziehen. Doch Schinderhannes hatte bei all seinen Aktionen eines im Sinn: Eines Tages den berüchtigten Abraham Picard kennenzulernen, den „König der Mitternacht“. Nichts war ihm wertvoller als die Mitgliedschaft in der rheinischen Mafia, der sogenannten Niederländer Bande, die von Paris bis in die Tschechei tätig war und unter Picard regelmäßig nationale Räuberkongresse veranstaltete. Doch Abraham Picard und die anderen großen Ganoven wollten den Aufsteiger in der Kriminellenszene nie so recht akzeptieren.

Schinderhannes’ heute nachweisbare 130 Straftaten, darunter die Teilnahme an fünf Tötungsdelikten, haben ihm den erhofften Ruhm zu Lebzeiten zu spät gebracht. Die Justiz holte ihn ein, als er im Mai 1802 im Taunus gefangengenommen wurde und schließlich mit 24 Jahren unter der Mainzer Guillotine endete. Selbst wenn diese ihn nicht gerichtet hätte, sein Leben wäre kurz geblieben. Seine Ärzte bescheinigten dem todkranken jungen Burschen nur noch eine Lebenserwartung von zwei Jahren. In Angesicht der Guillotine blieb Bückler nur die Rückschau auf wenige, aber besonders ereignisreiche Jahre, in denen er insbesondere die jüdische Bevölkerung drangsaliert hatte. Das intensive Leben bescherte ihm mindestens vier Kinder, zwei hatte er mit Julchen, seiner letzten Liebe. Viele der Mittäter wurden noch Jahrzehnte später ermittelt, doch auch damals schon machte die Kriminalität nicht vor der Grenze halt: Geradezu
mit globalem Ausmaß verstreuten sich die Gauner, viele von ihnen endeten in Südamerika.
Nach seinem Tode haben ihn Presse und Romanschreiber zu einer Art „deutschem Robin Hood“ stilisiert. Er selber sagte von sich, „er sterbe gerecht“.
Seit 25 Jahren forscht der Referent des Abends, Dr. Dr. Mark Scheibe über das Leben und Wirken des Johannes Bückler, des sogenannten Schinderhannes und seiner Kumpanen. Seine Forschungen führten ihn bis nach Paris, um dort die Gerichtsakten auszuwerten, die nach der französischen Zeit des damaligen „Department Mont Tonnerre“ (Department Donnersberg mit der damaligen Hauptstadt Mainz) dort archiviert wurden. Aus den über 1.000 Strafakten der Region erarbeitete er seine juristische Doktorarbeit.
Es wird ein kurzweiliger Abend versprochen – staunen Sie über das turbulente Leben des Johannes Bückler alias Schinderhannes und seiner Kumpane, unterhaltsam vorgetragen von Dr. Scheibe
am Freitag, den 19. Oktober 2018 im Heimatmuseum in Undenheim.
Umgeben von den historischen Exponaten des Heimatmuseum Undenheim, im Flair der Vergangenheit, begrüßen wir Sie mit einem Glas Undenheimer Sekt zu oben genanntem Vortrag.
Für Ihr leibliches Wohl ist ebenfalls gesorgt: Zum Undenheimer Wein oder Sekt reichen wir rheinhessischen „Spunde-Käs mit Brezeln“. (Bitte beachten Sie, dass die Räumlichkeiten, in denen der Vortrag stattfindet, leider noch nicht barrierefrei zu erreichen sind – wir arbeiten daran.)
Der Eintritt ist frei.
Es wird um eine Spende zu Gunsten der Historischen Kommission der Rheinlande gebeten, die durch Ihre Arbeit solche Veranstaltungen erst möglich macht.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch zu diesem spannenden Abend und natürlich auf Herrn Dr. Dr. Mark Scheibe, der uns zu diesem unvergeßlichen Erlebnis verhelfen wird.
Um besser disponieren zu können, bitten wir um eine Rückmeldung per Email: post@hkv-undenheim.de oder telefonisch: 06737 / 8727.

Ihr Heimat- und Kulturverein Undenheim